Zur Geschichte
Die erste Beerdigung auf dem Herrnhuter Hutberg fand am 24. November 1730 statt, als das halbjährige Kind Hans Beyer begraben wurde.
1731 legte man einen Erdwall mit Rasenbänken um den noch sehr kleinen Begräbnisplatz an. Die ersten Erweiterungen wurden schon 1738 und 1741 nötig.
1742 wurde die Lindenallee gepflanzt, die noch heute vom Ort zum Gottesacker führt.
1740 beschloss die Synode:
»Auf unsere Gräber sollen Steine geleget werden mit dem Namen, dem Tag des Heimgangs und einem Versel, da die Hauptidee von dem Bruder [und Schwester!] drinnen stehet.« Die Buchstaben der Steine waren in der ersten Zeit mit roter Farbe ausgefüllt; auf einigen Steinen sind die Reste dieser Farbe mit Mühe noch zu erkennen.
Ursprünglich hatten die einzelnen Chöre eigene Reihen. Erst seit 1797 unterscheidet man innerhalb der Brüder- oder Schwesternseite nicht mehr nach der Chorzugehörigkeit.
So entwickelte sich der Gottesacker mit seinen typischen Merkmalen: die einförmigen, flachen Steine mit den schlichten Aufschriften, die Geschlechtertrennung, das Fehlen von Ehe- und Familiengräbern, die Bepflanzung mit Hecken und Linden und das Eingangstor mit zwei Sprüchen.
Arbeitseinsätze 2024
Herzliche Einladung zum Mithelfen (jeweils ab 9 Uhr):
am 29. Juni - am 27. Juli - am 31. August - am 28. September - im Oktober oder November zum Laubfest mit Jahresabschluss
Unser Gottesacker
Der »Gottesacker« ist eine barocke Parkanlage am Fuße des Hutbergs, die seit 1730 Begräbnisplatz der Herrnhuter Brüdergemeine ist.
Die Bezeichnung »Gottesacker« spiegelt den Glauben der Gemeinde wider, dass die Verstorbenen, wie in einen Acker gesät, auf den Tag der Auferstehung warten.
Auch heute noch werden die Gemeindeglieder, getrennt nach Schwestern und Brüdern, in der Reihenfolge ihres Heimgangs hier begraben. Familiengrabstätten gibt es nicht. Die schmucklosen Grabsteine aus sächsischem Sandstein versinnbildlichen die Gleichheit aller Menschen im Tode und vor unserem Gott. Lediglich die Gräber der Familie Zinzendorf wurden im 18. Jahrhundert – wohl als Zeichen des Respektes gegenüber der Ortsherrschaft – hervorgehoben und befinden sich auf dem Hauptweg zum Altan, dem Aussichtstürmchen auf dem Gipfel des Hutbergs.
Der Gottesacker ist untrennbar mit dem geistlichen Leben der Brüdergemeine verbunden. Nicht nur bei Begräbnissen versammelt sich die Gemeinde hier, auch alljährlich am Ostermorgen feiern wir die Auferstehung Jesu in Verbundenheit mit unseren schon »heimgegangenen« Geschwistern. Dazu ziehen Gemeinde und Bläserchor zum Sonnenaufgang gemeinsam vom Kirchensaal auf den Gottesacker.
Der Herrnhuter Gottesacker gilt als Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung, wurden doch nach seinem Vorbild Begräbnisplätze der Brüdergemeine in aller Welt angelegt.
Wenn Sie sich für den Herrnhuter Gottesacker interessieren, sei es, weil Ihre Vorfahren hier begraben sind, oder einfach, weil Sie dessen Schlichtheit berührt, dann helfen Sie bitte mit einer Spende, diese wunderbare Anlage zu erhalten!
Für weiterführende Informationen
wenden Sie sich bitte an das Gemeindebüro (Vorsteheramt) der Brüdergemeine Herrnhut, Zinzendorfplatz 4, Tel. 035873-2405
Der Altan
Der Aussichtsturm ist das Wahrzeichen unserer Stadt. Seit 1790 hat der Altan seine heutige Form. Matthijs Beuning (1739-1800) liess den Altan 1790 »zu seiner und seiner Geschwister Vergnügen« an der Stelle errichten, wo schon früher ein Häuschen gestanden hatte. Dieses alte Häuschen hatte Zinzendorf 1725 oder 1726 bauen lassen, zur Erinnerung an einen Spaziergang, den er mit seiner Frau an ihrem ersten Hochzeitstag am 7. September 1723 gemacht hatten. Von dem höchsten Punkt des Hutbergs, so erzählte der Graf später, hatten sie einen Regenbogen gesehen, der sich zwischen Zinzendorfs Schloss in Berthelsdorf und dem erstgebauten Haus in Herrnhut ausstreckte. Deswegen nannten die Herrnhuter das Häuschen auf dem Hutberg auch Gnadenbogen. Auf einem Ortsplan von 1765 kommt dieses Häuschen schon nicht mehr vor. So entschied sich Beuning 1790 einen neuen Aussichtsturm zu errichten. Ein Altan ist eigentlich eine Aussichtsterrasse oben auf einem Haus. In diesem Fall hat sich die Bezeichnung auf das ganze übertragen.
(Quelle: Th. Bechler, Ortsgeschichte von Herrnhut, Herrnhut 1922, 46)
Deutschlands faszinierendster Friedhof
Bei der Online-Abstimmung »Faszination Friedhof« hat der Gottesacker der Brüdergemeine Herrnhut den ersten Platz belegt. Ein jüdischer Friedhof in Worms und eine historische Anlage im nordhessischen Schenklengsfeld folgen auf den weiteren Rängen.
Das Abstimmungsergebnis ist auch eine Würdigung des ehrenamtlichen Einsatzes vieler Helferinnen und Helfer aus der Gemeinde wie auch des »Vereins der Förderer des Kulturdenkmals Gottesacker Herrnhut e.V.«, der seit 2003 den Erhalt der Anlage unterstützt. Zur Finanzierung der gärtnerischen Pflege wurde 2010 eine Stiftung gegründet.
Förderverein
Um die Brüdergemeine Herrnhut bei der kostenintensiven Erhaltung dieser historisch bedeutenden Friedhofsanlage zu unterstützen, hat sich im Jahre 2003 ein Förderverein gegründet www.gottesacker-herrnhut.de, der zusammen mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Jahre 2010 eine eigene Treuhandstiftung ins Leben rufen konnte.