Die Anfänge des Blasens in Herrnhut
Als in den Jahren ab 1722 die ersten Flüchtlinge aus Mähren in Berthelsdorf ankamen, wurden sie im Dorf aufgenommen. Sie brachten nicht nur Kleidung, Hausrat usw. mit in ihre neue Heimat, sondern auch ihre Musikinstrumente: Waldhörner, Flöten, Streichinstrumente und Posaunen. 1755 wird hierüber berichtet:
»Die Böhmen sind Musikanten von Haus aus und also ist an einer kompletten Musik hie und da kein Mangel. Wären sie beisammen, so wäre es eines der größten und schönsten Orchester.«
Der Herrnhuter Bläserchor
Der Herrnhuter Chor darf als der älteste kirchliche Bläserchor in Deutschland gelten. Heute gehören 25 Bläserinnen und Bläser zum Chor, dazu kommen 5 Jungbläser. Der Chor hat regelmäßige Aufgaben im Gemeindeleben. So wird an besonderen kirchlichen Festtagen frühmorgens zum Wecken geblasen, darüber hinaus zum Abendmahl.
Ein wichtiger Einsatz ist der Gang der Gemeinde zum Gottesacker beim Sonnen-aufgang am Ostermorgen, bei dem Osterlieder erklingen. Bei Beerdigungen kommt dem Bläserchor die Aufgabe zu, den Trauerzug mit Chorälen anzuführen. Beliebt ist das »Jubelblasen« zu besonderen Geburtstagen oder Festen, viele davon im Altenpflegeheim. Dazu erklingen die Herrnhuter Instrumente auch bei der katholischen Prozession am Palmsonntag, auf dem Herrnhuter Weihnachtsmarkt oder beim „Konventblasen“ vom Rathausbalkon in Löbau.
Aus dem Diarium
1. April 1731:
Protokoll vom Gemeinrat: »Es wird vorgebracht, ob und was man den Waldhornbläsern geben sollte, da protestierte gleich Hans Raschke. Sie wollten durchaus nichts nehmen.«
12. Mai 1731:
»Die Einwohner von Herrnhut gehen nach Berthelsdorf und bringen Pfarrer Andreas Rothe eine Geburtstagsserenade. Mit Begleitung der Posaunen werden Lieder gesungen im Pfarrhof.«
4. Juni 1731:
Bei einem Begräbnis: »Es wurde gesungen, alles mit Beinehmung der Posaunen«.
13. November 1741:
Br. Leonhard Dober gibt sein Ältestenamt zurück. »Morgens um 10 Uhr wird die Gemeine durch Posaunenschall auf den Saal gerufen.«
18. April 1745:
Ostermorgen: »Das Chor der ledigen Brüder wurde mit Trompeten geweckt und versammelt. Danach gingen die Brüder auf den Platz und weckten die Gemeine durch Gesang und Posaunenspiel. Das war um halb vier. Danach war die ganze Gemeine auf dem Saal zusammen. Von dort aus ging man in einer Prozession mit Posaunen und anderen Instrumenten zum Gottesacker auf dem Hutberg.«
16. Mai 1760:
Begräbnis Zinzendorfs: »Die Posaunen begleiteten auf dem Hutberg den Gesang der 4.000 Leute, die da anwesend waren.«
21. März 1763:
»Um acht Uhr morgens wurde die Gemeine mit Posaunenschall gesammelt, wegen der Feier des Friedensfestes zur Beendigung des siebenjährigen Krieges.«